Biohof May – Junkershausen
Seedling-Partnerhof Nr. 1
Hof 1 „Biohof May“ • © 04.2021
Hof 1 „Biohof May“ • © 04.2021
Hof 1 „Biohof May“ • © 04.2021
Unsere Performance-Reise beginnt auf dem Biohof May in Junkershausen, im bayerischen Rhön-Grabfeld.
Der Biohof May ist ein Familienbetrieb, der von Christian und Rebecca May, Neuankömmling August und den Altbauern Dietmar und Klara May betrieben wird.
Im Zentrum stehen hier die Schweine. Es gibt zwei Eber (männliche Tiere) und einen ganzen Harem Sauen (weibliche Tiere), die von den Ebern gedeckt und dann zu Müttern von kleinen Ferkeln werden. Hier lebt, liebt und wirkt die Familie May.
Liebevollst werden die Schweine in neuen Offen-Ställen von den Mays versorgt und bekommen ein schönes Leben geschenkt. Als die Ställe vor ein paar Jahren neu gebaut wurden, dachte manch einer, es entstünde eine Ferienwohnanlage, so schön sind sie.
Für unsere Performance-Reise haben wir versucht möglichst unterschiedliche Höfe auszuwählen, um ein breites Spektrum des Themas SEEDLING abzudecken.
Wie wir andere Lebewesen behandeln und achten ist so wichtig und zeigt die entschiedene Abgrenzung zu so merkwürdigen und entwürdigenden Worten wie „Tierproduktion“, in denen Tiere achtlos wie Dinge benutzt werden.
Wie Dietmar sagt: letztendlich geht es um die Lebendigkeit. In uns und um uns herum!
Schweine fressen Getreide-Samen (Dinkel, Gerste, Roggen…) und durch ihre Samen und die Befruchtung lebt die Tierzucht. Tiere und gerade die Ferkel haben ganz direkt etwas mit Saatgut, Lebendigkeit, Generationen und Weitergabe von Leben zu tun.
Tiere als Lebewesen und sogar als Familie zu betrachten und zu behandeln wird bei den Mays gelebt.
Im Interview mit Dietmar May kamen uns die Tränen, so schön, tiefgründig und poetisch ist es, wie und was Dietmar erzählt! Er spricht über ein brisante Themen: z.B. über die Lebendigkeit von Lebensmitteln, Samenkörner und Menschen, über die Fertilität bei Schweinen und die Parallele zur Fertilität bei Menschen…schlicht über zutiefst grundlegende Fragen.
Dietmar May
Ein Saatkorn wächst nicht ohne den Halm. Der Halm, also das Stroh bleibt übrig, wenn das Korn gedroschen wird. In einer soliden Landwirtschaft gibt es eigentlich gar keinen Abfall, weil alles wieder eingesetzt wird. Auf dem BIO HOF MAY im Schweinestall kuscheln die Tiere im Stroh, sie spielen damit, fühlen sich wohl und zusammen mit der Schweinekacke wird das Stroh zu wunderbaren Mist. Der Mist wird als Dünger für die folgenden Pflanzen-Generationen auf die Felder ausgebracht. Ein Kreislauf! Und ganz alltägliches Wunder!
Hof 1 „Biohof May“ • © 04.2021
Silke Kwan Hea: Performance, Schnitt, Künstlerische Leitung
Anja Günther: Musik
Thomas Wirsing • skala.film: Film
„Das Faszinierende an der Arbeit eines Landwirtes ist die hohe Abwechslung: wir arbeiten mit Schweinen, mit Hühnern, auf dem Feld, aber auch im Büro, mit vielen Kunden im Hofladen, mit der Gastronomie; Also dass wir mit vielen Menschen vernetzt sind, die Kontakte pflegen dürfen und Feedback bekommen für die Arbeit, die wir machen. (…) Und dass wir selbstbestimmt arbeiten!“ Christian May
0:00 min Lage und Infos zum Biohof May
0:52 min Wie entstand der Entschluss den Hof zu übernehmen?
4:13 min Koreanische Wurzeln
5:00 min Was ist das Faszinierende am Beruf eines Landwirts?
„Für uns gehört zu einem wirklich gesunden und nachhaltigen Leben nicht nur die Ernährung, die Gesundheit, nicht nur die Nachhaltigkeit, die Ökologie, sondern auch die Bildung, das Soziale, Kultur, das Ästhetische. (…) Weil das alle Sinne anspricht. Und wir Menschen brauchen diese Reize!“ Rebecca May
Rebekka und Christian sprechen über die Verbindung von Landwirtschaft und Kultur und über Samen.
0:00 min Welche Samen pflanzt ihr?
0:51 min Wie bewegt sich ein Samenkorn?
2:04 min Was ist das ideale Umfeld für ein Samenkorn?
2:22 min Landwirtschaft und Kultur
2:47 min Wie befruchtet Theater Deine Arbeit?
3:57 min Gesundes Leben und Vision
Bald nach der Ankunft beginnt Eva den Thron zu gestalten, der nun mitten im Schweinestall plaziert ist. Ein Gesteck aus Stroh und Würzbüschel ziert unseren edlen Thron. Dietmar, Altbauer und Philosoph am Biohofmay, erzählt uns hier, was ein Würzbüschel ist.
Schweine sind die Tiere, die unserem eigenen Organismus sehr verwandt sind. Sie sind wach und lebendig und in einem natürlichen Umfeld auch sehr sauber. Im May Hof gibt es extra Bereiche die man mit Küche, Schlafzimmer, Wohnzimmer und Toilette bezeichnen könnte und die Tiere nutzen das auch genau so.
In unseren Performance-Filmen sieht man, wie stark die Tiere auf Zuwendung reagieren.
Wir zeigen die Muttertiere auf dem Hof, die ihre Leiber für die Nachzucht zur Verfügung stellen. Bis zu 13 Ferkel wachsen in ihren Bäuchen heran. Das ist eine enorme Darbringung, denn die kleinen Ferkel werden gemästet und geschlachtet und schenken uns somit ihre gesamte Lebenskraft. Dafür können wir nicht dankbar genug sein und so ein wunderbares Musikstück kann auch jeder selbst für sich in Dankbarkeit an alle Tiere richten, denn das ist was uns wirklich nährt.
Anja Günther: Interview
Markus Büttner: Film
Silke Kwan Hea: Schnitt
Anja Günther ist unsere Musikerin bei SEEDLING. Sie lebt in Würzburg und bereichert unsere Recherchen und Performances mit ihren Hauptinstrumenten Hang und Klarinette und vielen weiteren Percussion-Instrumenten.
Anja lehrt an der Hochschule für Musik Würzburg Elementare Musikpädagogik und zählt zu den wichtigsten jungen Klarinettistinnen der deutschen Klezmer-Szene. Im In- und Ausland spielt sie auf zahlreichen Bühnen, u.a. mit der Band Halva (Yiddish Summer Weimar, Ethno Krakow Festival, University of Music Haifa, Internationales Akkordeonfestival Wien).
Anja Günther: Musik
Thomas Wirsing • skala.film & Eva Warmuth: Film
Silke Kwan Hea: Schnitt
Wir freuen uns sehr, dass Anja mit uns gemeinsam neue Bühnen in Schweineställen, Scheunen und auf Feldern erobert und unser Projekt mit ihrer wunderschönen, kraftvollen Musik und ihrer starken Präsenz in den Performances begleitet.
Wie reagieren Schweine auf Musik? Das war unsere große Frage… Hier seht ihr die Reaktion unseres Schweine-Publikums, als sie den ersten Tönen der Hang lauschten. Konzert im Schweinestall!
Schweineballett
Zwei Ausschnitte von Proben mit den Schweinedamen. Ich wurde häufiger gefragt, ob ich nicht Angst hatte. Die Schweine sind – wie man hier sehen kann – ein so aufmerksames und sensibles Publikum und auch im Kontakt bezaubernd geschmeidig.
„Das Schwein bringt Glück. Voller Wonne wälzt es sich im Schlamm und zeigt damit, dass du die Erde lieben und genießen kannst, solange du auf ihr wandelst. Als Muttertier führt es dich ein in die Mutterschaft und bringt dir Liebe, Mitgefühl, Schöpferkraft, Sorge, Verantwortung, Offenheit für die Dinge, die auf dem Weg liegen. Es schenkt dir die Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu koordinieren, deine volle Kraft zu entfalten, außerdem Ausdauer und Durchhaltevermögen, um deine Kinder bzw. das, was du in die Welt gegeben hast, zu hüten, hegen und pflegen. Das Schwein bringt dir bei, zu säen, deinen Acker fruchtbar zu machen, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und Dinge zu Ende zu bringen, damit du ernten kannst.“
Aus „Krafttiere begleiten Dein Leben“ von Jeanne Ruland
Versiert und mit gekonntem Pathos deklamiert Dietmar May, Pionier und Philosoph des Biohof May in Junkershausen, den eigens umgeschriebenen „Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang von Goethe. Er erinnert uns dabei an die besten Zeiten Gustav Gründgens. Dieser Zauberlehrling geht jedenfalls ans Eingemachte und spricht aus, was viele Menschen sich nur trauen zu denken. Herzlichen Dank an Dietmar May für sein Vertrauen dieses Gedicht in die Welt zu entlassen!
Für den Biohof May kreierte Eva ein Ackervlies mit grüner Grundfarbe. „Wir waren mit unseren Performances und Interviews hauptsächlich in den Innenräumen der Stallungen. Dort gibt es farblich viel Gold-, Gelb- und Brauntöne. Das Grün des Ackervlieses bildet dazu einen guten Kontrast.
In einer zweiten Gestaltungsebene sind kraftvolle Spiralen aufgemalt, die für die Lebendigkeit auf dem Hof stehen: Schweine sind wache und neugierige Tiere. Außerdem gibt es starke dunkle Formen, die in meiner Vorstellung sowohl das Irdische abbilden, als auch die Vergangenheit, die bis in die Gegenwart hinein wirkt.“